Meine Autohistorie

Auto Schrottplatz

Meine ganz persönliche Autohistorie – von der Wende bis zu Trump

Die Anfänge der Leidenschaft

Geboren im ersten und einzigsten Jahr in dem Keke Rosberg die Formel 1 Weltmeisterschaft gewann wuchs ich im Osten Deutschlands auf. Benzin liegt bei uns in der Familie und so beschäftigte ich mich bereits wenige Jahre später in der Grundschule hauptsächlich mit Autoquartett oder auf dem Heimweg mit der Suche und dem Erkennen von Autotypen und Motorisierungen. Ob Audi 80 Quattro, Mercedes 300 CE-24, Calibra Turbo, BMW 525i oder Citroen XM GTi, Helden meiner Jugend müsste man heute wohl sagen. Bestimmte „westliche“ Modelle konnte ich bereits von Weitem erkennen, bei Trabant, Wartburg und Co war dies naturgegeben wesentlich einfacher, Ausstattungsvielfalt war damals wohl noch nicht im Trend. Mein Kinderzimmer glich einer Autowerkstatt, natürlich noch ganz ohne freizügige Damen im Kalender und auch keinen Ersatzteilen, dafür aber mit vielen Postern und Automagazinen sowie meiner kleinen Sammlung von Modellautos. Darunter auch mein Lieblingsstück, ein Ferrari F40 Modell. Der Anfang meiner Liebe zu Youngtimern im kleinen, wenn auch äußerst hochpreisigen, Maßstab.

Das erste Mal

Da wir uns bei meiner Erzählung gerade im Zeitalter des Walkman und Kassetten befinden, spule ich, ganz ohne Bleistift und artistische Verrenkungen des Armes, einmal fünf Jahre vor. Mit zwölf fuhr ich tatsächlich das erste mal wirklich selbst Auto. Ein erhabenes Gefühl mit der Macht über die leistungsfähige Maschine, wobei nur wenig über 50 PS im Fahrzeugbrief standen. Ein silberner Golf 1 als Viertürer, leider kein Pirelli aber noch mit der richtigen Wolfsburg als Lenkrad Emblem. Das Erlebnis war ohne Frage prägend, wenn die Fahrt auch nicht viel mehr als 100 Meter dauerte. Volkswagen sollte ich auch später die Treue halten, mein erstes Auto zum 18. Geburtstag war ein Polo 86C mit der „Powerhaus“ genannten 1 Liter Maschine und sage und schreibe 45 PS. Das war damals aber völlig unwichtig, denn das Gefühl von Freiheit und die Möglichkeit theoretisch überall alleine hinzufahren überstrahlten alles. Wie jeder junge Mann oder die junge Frau blieb mein Auto auch nicht lange original, von außen veränderte ich nichts, baute jedoch ein 5 Gang Getriebe und einen Tacho mit Drehzahlmesser ein. Kaum noch vorstellbar dass es einmal wirklich Autos ohne gab. Notwendig war er sicherlich nicht, fehlende Dämmung ermöglichte ein exaktes Schalt-Timing nach Gehör, aber es sah einfach zu schön aus der Nadel beim Aufsteigen in den roten Bereich zu folgen.

Studienjahre

Die Zeit mit meinem gehegt und gepflegten Polo verging wie im Flug. Ohne grobe Fahrlässigkeiten in Bezug auf die StVO, oder keine die ich öffentlich berichten kann, kam ich durch meine letzten Jahre in der Schule und machte mich bald auf zum Studium. Meine Universität lag 300 km entfernt und so erachtete ich es für sinnvoll einen etwas besser passenden, in Bezug auf den Langstrecken Komfort, Wagen zu besorgen. Wie das Leben so spielt konnte ich günstig einen Kombi der Marke Opel erstehen, Astra war sein Name in der nicht aufpreispflichtigen Farbe weiß und auch sonst ohne jegliche Extras. Unkaputtbarer 1.4 Liter Motor mit schonenden 60 PS und langem 5. Gang inklusive. Vorher eher ein Opel Gegner, bot der Wagen mir alles was wichtig war: Wenig Verbrauch, Langlebigkeit, angenehme Sitze (aber erst nach Umrüstung auf GSi) und viel Platz für den Transport von jeglichem Material. Wirklich ein gutes Auto, eigentlich erstaunlich, stammte er doch aus einer traurigen Dekade des Herstellers. Mich brachte er immer zuverlässig von A nach B und fiel nur durch leichten Rost an den hinteren Radläufen auf. Einen Image Gewinn bei Frauen konnte man mit dem Gefährt natürlich komplett abschreiben, aber als Student fuhr man eh noch mehr Fahrrad.

Der Aufstieg

Nach dem Studium folgte dann der sprichwörtliche Aufstieg von Opel zu Audi. Ein Unterschied wie Tag und Nacht aber bis ich tatsächlich in einem Auto mit dem Slogan „Vorsprung durch Technik“ saß verging einige Zeit. Ich war leider so naiv und glaubte an die vom Verkäufer angepriesene Lieferzeit des damals noch neuen und innovativen DSG Getriebes mit 7 Gängen. Aus 3 Monaten wurden 6 und am Ende wartete ich sage und schreibe 8 Monate auf mein neues Auto, einen A3 Sportback in Phantomschwarz, mit besagten DSG, brauner Lederausstattung und 18 Zoll Rädern. Von außen ein sehr repräsentatives Fahrzeug, nachdem ich aber in der langen Wartezeit von Audi freundlicherweise einen knallroten TT zur Überbrückung erhalten hatte, kamen mir die 1.4 Liter TFSI Maschine anfangs äußerst lahm vor. 200 PS vs. 125 PS und ein Gefühl wie auf einem „Kutschbock“ zu sitzen.

Das Auto sorgte für viel Bewunderung, war mir aber nach ein paar Monaten einfach zu langweilig und unflexibel. Die starren Kilometer Vorgaben des Leasing Vertrages passten nicht in meine Erkundungspläne Europas, außerdem sah man diesen Typ wie Sand am mehr und des digitalen, effizienten und auch irgendwie leidenschaftslosen  Fahrens war ich ebenfalls schnell überdrüssig , kurzum das Youngtimer Fieber hatte mich wieder gepackt. Diesmal aber nicht aus Ermangelung an finanziellen Alternativen sonder bewusst gewählt.

Spaß gesucht

Was macht man also wenn man jung, noch ohne Kinder ein Spaßauto sucht, welches auch preislich keine Löcher in den Geldbeutel reist und einfach zu warten ist? Richtig man kauft sich einen Mazda Miata, also einen MX5 der ersten Generation. Das Auto polarisiert und wird in England gern als „Hairdresser Car“, also einem fahrbaren Untersatz für Friseurinnen, betitelt und meiner Meinung nach völlig zu Unrecht verunglimpft. Meiner war weiß und stammte original aus Miami, hatte das von mir gesuchte kleine Kennzeichen hinten und bot was Fahrdynamik und Spaß anging eine Menge. Geringes Gewicht, sehr gute Schaltung und ein willig drehender Motor, nicht zu vergessen die Möglichkeit ohne Dach zu fahren, waren die Erfolgsbestandteile unserer Beziehung. Auch lange Fahrten machten durchaus Spaß, man musste sich nur an das Drehzahlniveau bei Autobahn Tempo gewöhnen. 130 km/h entsprachen fast 4500 Umdrehungen plus.

Älter werden

Nun wird man ja bekanntlich älter, auch ich blieb davon nicht verschont, Lebensumstände ändern sich und ich musste ab sofort mehr Personen mit meinem Auto befördern. Insgesamt nun mittlerweile vier plus zusätzliches Gepäck, also den gesamten Hausrat und was man sonst so braucht auf einem 3 Tage Trip mit Kindern. Der MX5 musste gehen, er war auch leider am Längsträger sehr durchgerostet und die Suche nach einem großen Auto mit passender Herkunft, man muss wissen ein Teil meiner Familie spricht Schwedisch, wurde gestartet. Diese gestaltete sich schwieriger als erwartet, mein Lieblingsmodell wurde nur selten gebaut und dadurch schwer zu finden. Irgendwann war es aber dann endlich soweit und der Name Volvo zierte ab sofort unser Schlüsselbrett. Natürlich als Kombi aber kein normaler, sondern ein V70 mit dem von Porsche entwickelten 2.3 Liter 5 Zylinder Motor mit 250 PS. Ein Traum der, vorausgesetzt der richtigen Abgasanlage, ein Lächeln auf das Gesicht zaubert, wann immer man den Gasfuß etwas weiter nach unten drückt. Mittlerweile meine Allzweckwaffe für lange Autobahnfahrten, ich habe selten in so bequemen Sitzen gesessen und der Motor ist noch für die nächsten 250.000 km gut. Handelsvertreter auf der Autobahn wundern sich häufig wie ein vollgepackter, mit Kindersitzen bestückter Volvo so abziehen kann. Wahrscheinlich die falsche Motorisierung angekreuzt, höre ich meine innere Stimme mit diebischer Freude sagen, und lasse besagten Verkehrsteilnehmer mit effizientem Diesel nach kurzer Zeit passieren. Zu sehr beanspruchen möchte ich meine fahrende Schrankwand dann doch nicht.

Oben ohne

Wer mich kennt weiß, ein Auto ist mir prinzipiell zu wenig und da ich im Sommer gern offen fahre, Turbos liebe und auch 4 Personen transportieren muss, sah ich ein klassisches Saab 900 Cabrio als ideale Ergänzung meines Schwedenpanzers. Wie immer das gleiche Problem, wo einen Guten finden , doch mein Schicksal meinte es gut mit mir und so befindet sich seit geraumer Zeit ein weiteres schwedisches Fabrikat in meinem Besitz. 1992 gebaut, 141 Soft Turbo PS und ursprünglich nach Italien ausgeliefert, lebt Saabine, wie ich sie liebevoll nenne, nun seit fast einem Jahr bei uns. Nach einer vorsorglichen Überholung des Getriebes freue ich mich schon ab April wieder das Klischee des Architekten,Sozialpädagogen oder Lehrers zu befeuern, wobei klassische Saabs fährt heute jeder, wenn man noch einen guten bekommt.

Zukunft

Was kommt als nächstes? Schwer zu sagen aber irgendwie reizt mich aktuell ein alter Land Rover oder Mercedes W124, so einen hatte schon mein Opa. Vielleicht wird es aber auch ein ganz anderer Youngtimer, das kann man bei mir nie mit genauer Sicherheit sagen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.