Wir schreiben das Jahr 1993, Bill Clinton wird Präsident in Amerika, Helmut Kohl ist amtierender Bundeskanzler und der Franzose Alain Prost gewinnt mit Williams Renault die Weltmeisterschaft in der Formel 1. Ein Zeichen?
Zum eigentlichen Thema. War man in diesem Jahr auf der Suche nach einer sportlichen Familien Limousine, ja richtig das Zeitalter bevor schnelle Kombis in Mode kamen, hatte man eine breite Palette an Wahlmöglichkeiten.
Unter den deutschen Herstellern sind hier der Mercedes W201 mit dem von Cosworth überarbeiten 16 Ventil 2.5 Liter Motor, der BMW E36 als 325i oder auch der Opel Vectra GT, Nachfolger des 2000, zu nennen. Im Gegensatz zu heute gab es jedoch auch eine starke französische Fraktion. Der Renault 21 Turbo und die von den Motoren baugleichen Citroen BX GTi 16 und Peugeot 405 Mi16 waren echte „Rennsemmeln“.
Meine Herz schlägt für den Mi16, was sicher daher rührt dass mein Vater gleich 2 dieser Fahrzeuge besaß. Zunächst die 158 PS ohne Kat, noch mit 1,9 Liter Hubraum und Alu Block. Dieser wurde dann nach einem unverschuldeten Totalschaden durch die zweite Generation, nun mit 2.0 Liter Motor und noch immer respektablen 150 PS mit Kat sowie Grauguss Block ersetzt.
Unser „Mi“ wie wir ihn liebevoll nannten musste einiges ertragen. Anhängerbetrieb durch Frankreich bis nach Spanien sowie Rennen in der Innenstadt unter Ausnutzung der vollen fast 8000 Umdrehungen, immer aufmerksam von mir aus dem Fond beobachtet.
Nun hatte ich endlich die Gelegenheit auf den Spuren meiner Kindheit zu wandeln und den Mi16 selber zu fahren. Eigentlich sollte dies mein Youngtimer der Woche werden und meine eigene Garage bereichern. Leider war der Gesamtzustand jedoch nur als „Schlachtobjekt“ zu betiteln, aber ausprobieren macht schlau und es begann die Reise.
Das Auto ist viel kleiner als es für mich früher den Anschein hatte. Gefühlt ist eine heutige 4 sitzige Limousine eine halbe Nummer größer. Also einsteigen, in den wunderbar konturierten Stoffsitzen Platz nehmen und die tiefe Sitzposition gepaart mit dem drei Speichen Lederlenkrad und einem eher nüchternen Cockpit genießen. Aber Äußerlichkeiten sind nicht was dieses Auto so besonders macht, es sind der Motor und das Fahrwerk.
Bis 4000 Umdrehungen eher unspektakulär, dreht der Motor darüber richtig auf und rennt förmlich in den roten Bereich. 16V typisch aber fast schon mit Vtec von Honda zu vergleichen. Das Fahrwerk ermöglicht Kurvengeschwindigkeiten die für einen Frontriebler unmöglich erscheinen. Ich ertappe mich immer wieder runter zu schalten um den eigentlichen Spaßbereich des Motors voll auszukosten. Da ist es wieder, das Lächeln im Gesicht, die Gier nach Kurven und das gute Gefühl einen der letzten 405 Mi16 in Deutschland gefahren zu sein.
Wohin wird seine Reise gehen, frage ich mich als ich den Hof des Autohändlers verlasse. Motorspender für einen Peugeot 205 GTi oder vielleicht doch kompletter Neuaufbau in Sammlerhand?